Zukünftige Maßnahmen

Geplante Maßnahmen

Mithilfe gezielter Maßnahmen kann die eigendynamische Entwicklung der Diemel auch an dem Flussabschnitt bei der Freizeitanlage Grube Reinhardt verbessert werden. Dadurch werden die Biotope geschützt und die Artenvielfalt gesichert. Die Maßnahmen verhelfen der Diemel zu ihrer naturnahen Eigendynamik, welche sich an dem Fließgewässertyp 9 „Silikatische fein- bis grobmaterialreiche Mittelgebirgsflüsse“ orientieren. Der Fließgewässertyp sieht für das Gewässer unter anderem einen naturnahen geschlängelten Verlauf (mäandrierend), Nebengerinne, ein vielfältiges Längsprofil (Riffles und Pools), Hochstaudenfluren und Schotter- und Kiesbänke vor, sodass eine vielfältige Struktur ausgebildet werden kann. Anhand dieses Leitbildes können Defizite erkannt werden und potentielle Maßnahmen für die Gewässerentwicklung festgelegt werden, um einen guten ökologischen Zustand zu erreichen.

Maßnahmenkarte

In dem Maßnahmenplan werden die geplanten Maßnahmen lagegetreu dargestellt. Um die Lebensräume für ihre Bewohner attraktiver zu gestalten, wird Totholz eingebracht, das Rohr am südöstlichen Rand, welches in die Diemel mündet, freigelegt und die Uferbefestigungen entfernt. Zur Bildung einer abwechslungsreichen Struktur wird Schottersubstrat aufgeschüttet, sodass unmittelbar und langfristig Schotterbänke, Nebengerinne, Strömungs-, Breiten- und Tiefenvarianzen sowie Ablagerungen von Feinsedimenten entstehen. Uferabsenkungen fördern ebenfalls die Strukturbildung und unterstützen darüber hinaus die Entwicklung von Hochstaudenfluren. Ein Gewässerzugang ermöglicht es, die Naturnähe erlebbar zu machen.

Kleine Schotterinseln und -bänke sind vorhanden. Der Uferverbau wurde entfernt und das Ufer ist an einigen Stellen abgesenkt. Eine Ausbuchtung am südlichen Uferbereich soll der Abtragung des Ufersubstrats und somit der Bildung eines Nebengerinnes dienen.

Renaturierungsprozess

Momentaner Zustand

Momentaner Zustand (2020):

Die Diemel wird durch einen geraden Gewässerverlauf mit einer geringen Breiten- und Tiefenvarianz gekennzeichnet. Die Ufer sind stellenweise verbaut. Es herrscht eine geringe Strömungs- und Strukturvielfalt, wodurch Wasserlebewesen, die strömungsberuhigte Bereiche bevorzugen, kaum vorkommen.

Der in die Diemel mündende Bach “Kalle Boke” ist verrohrt, was dazu führt, dass sich keine natürlichen Gewässerstrukturen (Vernetzung von Bach und Ufer, naturnahe Aue, strukturreiche Sohle) mit Lebensräumen für Tier- und Pflanzenarten ausbilden können.

Zustand direkt nach den geplanten Renaturierungsmaßnahmen

Direkt nach den geplanten Renaturierungsmaßnahmen:

Kleine Schotterinseln und -bänke sowie Totholzsperren fördern eine Breiten- und Tiefenvarianz und die Ausbildung von strömungsberuhigten Bereichen. Der Uferverbau wurde entfernt und das Ufer ist an einigen Stellen abgesenkt. Eine Ausbuchtung am südlichen Uferbereich soll die Bildung eines Nebengerinnes initiieren. Nebengerinne sind Verzweigungen des Hauptgerinnes. Die durch die Maßnahmen erhöhte Strukturvielfalt wirkt sich positiv auf die Artenvielfalt der Diemel aus.

Die “Kalle Boke” ist freigelegt, wodurch Potentiale für eine natürlich-dynamische Entwicklung des Bachlaufs geschaffen wurden.

Zielzustand nach circa 5 Jahren

Nach ca. 5 Jahren:

Durch die Initialmaßnahmen haben sich Nebengerinne und größere Schotterinseln gebildet. Auf den Inseln wachsen Pionierstauden und -gehölze. Pionierpflanzen bewachsen als erstes einen vegetationsfreien Standort1. In den strömungsberuhigten Bereichen sammeln sich Feinsedimente, in den Stromschnellen grobe Substrate.

Die “Kalle Boke” hat sich zu einem naturnahen, strukturreichen Bach entwickelt. Das Gewässer dient zahlreichen Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum.

Der renaturierte Diemelabschnitt weist bereits Charakteristika seines Urzustands auf. Um den natürlichen Zustand der Diemel zu erreichen, müssten allerdings noch weitere Renaturierungsmaßnahmen am nördlichen Ufer der Diemel durchgeführt werden. Die Flächen dieser Uferseite sind Eigentumsflächen, die deshalb nicht für die Renaturierung zur Verfügung stehen.

1 Spektrum der Wissenschaft (1999): Pionierpflanzen. Heidelberg: Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH. Abrufbar unter: https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/pionierpflanzen/51924 zuletzt abgerufen am: 02.08.2020